Das Wichtigste in Kürze
- Erfolgreiches Recruiting braucht mehr als Matching – es lebt von der Balance zwischen Mensch, Team, Aufgabe und Rahmenbedingungen.
- Das TZI-Modell zeigt, dass ICH, WIR, ES und GLOBE im Gleichgewicht stehen müssen, um Fluktuation zu vermeiden.
- Häufig scheitern Einstellungen nicht an Qualifikationen, sondern an Teamdynamik oder fehlender Integration.
- Ein Balance-Check vor jedem Recruiting-Schritt deckt Stolperfallen auf und stärkt Onboarding sowie Mitarbeiterbindung.
- Kleine Veränderungen im Prozess führen zu spürbar besseren Ergebnissen und nachhaltigem Erfolg im Recruiting.
Inhaltsverzeichnis
„Wir machen doch alles richtig – warum bleiben die Leute nicht?“
Das war der erste Satz einer erschöpften Abteilungsleiterin am Telefon. Ihre Stimme schwankte zwischen Frust und Verzweiflung. Drei neue Sachbearbeiterinnen hatte sie in wenigen Monaten eingestellt, alle gut qualifiziert, alle schnell wieder weg.
Wenn Sie im Recruiting arbeiten, kennen Sie solche Situationen. Manchmal klingt es so:
- „Schon wieder ein Abbruch im Onboarding. Liegt es an uns?“
- „Die Bewerber wollen Flexibilität, aber wir können nicht alles bieten …“
- „Das Team sagt, es fehlen Leute … und gleichzeitig blocken sie Neue ab.“
Genau so ist das. Recruiting ist längst kein reines Puzzle-Spiel mehr, bei dem Qualifikation und Stellenbeschreibung perfekt ineinandergreifen müssen. Es ist komplexer. Und das merken viele Unternehmen im kaufmännischen Bereich gerade deutlich.
Der Denkfehler: Recruiting als reines Matching
Viele Führungskräfte und HR-Teams betrachten Recruiting als linearen Prozess: Stelle aufschreiben, Kandidat suchen, einstellen. Doch diese Sicht greift oft zu kurz.
Das TZI-Modell nach Ruth Cohn öffnet den Blick. Es macht sichtbar, dass es in jeder Vermittlung vier Dimensionen gibt, die im Gleichgewicht stehen müssen:
- ICH: die individuellen Stärken, Erwartungen und Motive der Kandidaten.
- WIR: das bestehende Team und seine Dynamik.
- ES: die konkrete Aufgabe, das Ziel, das es zu erreichen gilt.
- GLOBE: die Rahmenbedingungen, von Unternehmenskultur bis Arbeitszeitmodellen.
Recruiting scheitert nicht, weil es keine guten Bewerber gibt. Es scheitert, wenn diese vier Ebenen nicht zusammenpassen.
Aha-Moment beim Kunden: „Es lag gar nicht an den Bewerbern!“
Ein Kunde aus dem kaufmännischen Bereich suchte dringend Unterstützung im Vertriebsinnendienst. Mehrere Neueinstellungen hatten das Unternehmen schnell wieder verlassen. Unsere Analyse:
- ES: Die Aufgaben waren sauber beschrieben.
- ICH: Die Kandidatenprofile passten.
- WIR: Das Team war jedoch verschlossen, jeder arbeitete für sich, neue Kollegen fühlten sich isoliert.
Die Lösung: ein begleitender Team-Workshop, kleine Einarbeitungsrituale, klare Ansprechpartner.
Ergebnis: Der nächste Kandidat blieb. Heute ist er fester Bestandteil des Teams.
„Das kenn’ ich!“ - Alltag im Recruiting
Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor:
- „Wir haben so viele Bewerbungen, aber keine passt so richtig.“
- „Die Probezeit ist überstanden, aber die Motivation kippt.“
- „Fachlich alles top, aber irgendwie passt es nicht ins Team.“
Genau diese Alltagsszenen spiegeln, wie sehr Recruiting mehr ist als Matching. Hier wird Balance entscheidend.
Tipps für die Praxis - Balance-Check im Recruiting
Damit Sie sofort ins Handeln kommen, hier ein kurzer Praxis-Check entlang der TZI-Dimensionen:
- ICH: Haben wir im Interview wirklich nach den Erwartungen und Motivationen gefragt, oder nur Skills abgeprüft?
- WIR: Ist das Team bereit für Neuzugänge, oder gibt es unbewusste Abwehrmechanismen?
- ES: Sind die Aufgaben ehrlich beschrieben, oder entstehen später Enttäuschungen?
- GLOBE: Unterstützen unsere Rahmenbedingungen (z. B. hybride Modelle, Unternehmenskultur) das Onboarding, oder bremsen sie?
Tipp: Stellen Sie sich diese vier Fragen vor jedem nächsten Einstellungsgespräch. Sie werden überrascht sein, welche Aha-Momente entstehen.
Fragen
1. Wie hilft mir das TZI-Modell im Recruiting im kaufmännischen Bereich?
Das TZI-Modell macht sichtbar, dass erfolgreiche Besetzungen mehr erfordern als Fachkenntnisse. Es zeigt, dass Kandidaen (ICH), Teamdynamik (WIR), Aufgabenprofil (ES) und Rahmenbedingungen (GLOBE) im Gleichgewicht sein müssen. Dadurch lassen sich Fehlbesetzungen reduzieren, die Mitarbeiterbindung stärken und Onboarding-Prozesse im kaufmännischen Bereich verbessern.
2. Was kann ich tun, wenn neue Mitarbeitende trotz passender Qualifikation schnell wieder kündigen?
Oft liegt es nicht an den Fähigkeiten der Kandidaten, sondern an fehlender Balance im Team oder an unklaren Rahmenbedingungen. Schon kleine Maßnahmen wie feste Ansprechpartner, klare Einarbeitungsschritte oder transparente Kommunikation über Aufgaben und Erwartungen helfen. Damit steigern Sie die Chance, dass neue Mitarbeitende langfristig bleiben.
3. Wie unterstützt das TZI-Modell Unternehmen im Fachkräftemangel?
Der Fachkräftemangel lässt sich nicht aufheben, aber mit dem TZI-Ansatz vermeiden Sie unnötige Fluktuation. Indem Sie auf das Zusammenspiel von ICH, WIR, ES und GLOBE achten, nutzen Sie die wenigen verfügbaren Talente optimal. So sichern Sie nachhaltigen Erfolg im Recruiting und stärken Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
Unser Fazit:
Das TZI-Modell zeigt, was viele im Recruiting übersehen: Erfolgreiche Besetzungen entstehen nicht allein durch Matching, sondern durch Balance.
Wenn Sie Recruiting im kaufmännischen Bereich erfolgreicher gestalten wollen, starten Sie bei Ihrem nächsten Projekt mit einem Balance-Check:
- Welche ICH-Bedürfnisse sehen wir?
- Wie tickt unser WIR?
- Wie klar ist unser ES?
- Unterstützt unser GLOBE die Integration?
Sie werden merken: Kleine Veränderungen haben große Wirkung.
Meine Einladung an Sie: Probieren Sie den TZI-Balance-Check im nächsten Bewerbungsgespräch aus – und erzählen Sie uns, welche Unterschiede Sie gespürt haben.
Über die Autorin
Esther ist Head of Marketing & Sales beim A-TEAM und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Personalvermittlung, Arbeitnehmerüberlassung und Personalentwicklung.
Sie ist Bachelor Professional of Human Resources (CCI) sowie Bachelor of Business Administration und verbindet damit fundiertes HR-Fachwissen mit unternehmerischem Denken.
In ihrer Rolle begleitet sie Unternehmen bei den Themen Recruiting, Employer Branding und strategische Personalgewinnung – praxisnah, zielgerichtet und mit einem tiefen Verständnis für die aktuellen Herausforderungen des Arbeitsmarktes.
In ihren Blogartikeln teilt sie fachlich fundierte Insights, aktuelle Trends und praxiserprobte Strategien, die Personalverantwortlichen und Unternehmen helfen, nachhaltig die richtigen Talente zu gewinnen und zu binden.
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